Unsere Gesellschaft ist älter geworden. Ende 2017 lebten in Deutschland rund 24,1 Millionen Menschen im Alter von 40 bis 59 Jahren. Schon seit 1972 erhöht sich hierzulande die Sterberate gegenüber der Geburtsrate. Der Altersdurchschnitt der Bevölkerung in Deutschland steigt stetig an. Der höhere Anteil älterer Menschen wirkt sich insbesondere im Bereich der Pflege aus. Noch nie gab es in Deutschland eine so hohe Zahl an Pflegeeinrichtungen für stationäre Unterbringung und ambulante Pflegedienste.
Die wesentliche Aufgabe von Pflegedienst-Anbietern ist naturgemäß die Unterstützung der Pflegebedürftigen in Form von Hilfe bei alltäglichen Aufgaben und bei der Durchführung der ärztlichen Medikation. Ungeachtet dessen wird ein Großteil der Zeit und auch Mühe dafür aufgewandt, um die Patienten digital aufzunehmen und später den Pflegeverlauf, Evaluierungen, Sonderbedingungen und Veränderungen zu dokumentieren. Dieser bürokratische Aufwand fehlt den Pflegeeinrichtungen letzten Endes bei der Versorgung und Betreuung seiner Patienten.
Um diesen Missstand zu verändern, setzt sich das Bundesministerium für Gesundheit seit vielen Jahren für die Entbürokratisierung der Pflegedokumentation ein. Im Jahr 2013 entwickelte das BMG eine Empfehlung für eine Neuausrichtung der Dokumentationspraxis. Gemeinsam mit den Trägern auf Bundes- und Landesebene, Verbänden und Prüfinstanzen wurde die bisher gängige Pflegedokumentation einem strengen Praxistest unterzogen. Auf dieser Grundlage entstand ein neues Strukturmodell, es heisst EinSTEP, eine Abkürzug für ‚Einführung des Strukturmodells zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation‘ und ist eine der bisher größten bundespolitischen Aktionen zu diesem Thema.
In den darauf folgenden Jahren implementierten Akteure auf Bundesebene das Modell in ganz Deutschland. Ein dafür eingerichtetes Projektbüro unterstützte ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen bundesweit bei der Umsetzung der neuen Pflegedokumentation. Es wurden Schulungsmaterialien erstellt, die eine qualitätsgesicherte Einführung des Strukturmodells gewährleisteten. Mittlerweile nutzen ca. 50% der Pflegedienstleister das angebotene Modell. Gleichzeitig ist EinSTEP immer noch in der Testphase, Ziel ist es, die digitale Software in Bezug auf ergonomische Arbeitsbedingungen und ein höheres Maß an Arbeitszufriedenheit bei den Mitarbeitern zu optimieren. Nach der Einschätzung von Experten enthält das Modell immer noch Verbesserungspotential.
Die Berufsgenossenschaft für Gesundheit und Wohlfahrt (BGW) hat eine Reihe von Tests mit Fokus auf Anwendungs- und Benutzerfreundlichkeit entwickelt. Mit den Produkttests will die BGW Einrichtungen der Pflegebranche Orientierung bieten, da die steigende Nachfrage nach Pflegedokumentationssoftware auf einen unübersichtlichen Markt trifft. Unterschiedliche Preismodelle und je nach Angebot variierende Lösungsansätze erschweren die Entscheidung bei der Investition.
Die Verantwortung für das Projekt EinSTEP liegt seit dem 1. November 2017 bei den Trägerverbänden der Pflege auf Bundesebene. Die Pflegebeauftragte und das Bundesgesundheitsministerium haben die Schirmherrschaft übernommen. Sie werden auch in Zukunft eine maßgebliche Rolle im und über den Lenkungsausschuss zusammen mit den Trägerverbänden wahrnehmen.
Weitere Informationen: www.ein-step.de